Da bin ich also wieder um eine Erfahrung reicher. Zudem habe ich grad auch noch gelernt, warum Gemeinden tendenziell etwas knapp bei Kasse sind. Ineffizenz wird da definitiv gross geschrieben. Aber immer schön der Reihe nach.
Angefangen hat alles ja im letzten Jahr. Da erhielt ich von der Gemeinde ein Aufgebot als Ersatz-Wahltag-Helfer für die Abstimmung von Ende November. (Oder war’s Dezember? Hm, nein, glaub nicht.)
Da dieser Termin aber extrem unglücklich mit unserem Besuch in Bülach kollidierte, habe ich mich brav schriftlich entschuldigt. Dies natürlich im Bewusstsein, dass das wohl mit einem Nachspiel in Form eines definitiven Aufgebots bei der nächsten Abstimmung enden würde. – Womit ich natürlich Recht behielt. Naja, fast. Das Aufgebot kam, aber wieder nur als Ersatz.
Als dann in der folgenden Woche ein Anruf der Gemeinde kam, war schon klar worum’s gehen könnte. Zu meinem Glück betraf die durch mich auszufüllende Vakanz aber nicht Samstag oder Sonntag, sondern lediglich Freitag Abend. Waren ja bloss knapp 2 Stunden.
Jetzt weiss ich nicht, wer von euch zuletzt mal mit den Abstimmungszetteln zur Urne ging. Darum kurz wie das läuft:
In Langnau waren lediglich die Vorlagen auf Bundesebene zu selektieren. Das heisst, dass im Abstimmungslokal zwei Urnen zu stehen haben. Eine für den Stimmzettel, die zweite für den Ausweis. Der Ausweis wird insofern kontrolliert, als dass ein “Herr Meier” auch als Herr vor einem steht und “Frau Binggeli” eben auch eine Frau ist. Und natürlich muss der Stimmzettel gestempelt werden.
Um diesen Vorgang zu überwachen waren an diesem Freitag Abend, und das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, vier (4!) Personen nötig. V-I-E-R. Machen wir einen kleinen Ämtli-Plan: Ausweis kontrollieren: 1 Person, Stimmzettel stempeln: 1 Person, unnütz und gelangweilt herumstehen: 2 Personen. Gut, es hätte noch jemand mit einer bösen Schnittwunde durch Abstimmungsmaterial ausfallen können. Aber ein Auswechselspieler hätte wirklich genügt.
Kommt dazu, dass wir ja nicht wirklich von Stimmwilligen überrannt wurden. In den ganzen 90 Minuten kamen zirka genau 20 Stimmberechtigte vorbei. Also alle 4.5 Minuten einer. Ein Grossteil waren Seniorenpaare, das heisst dann alle 9 Minuten zwei Personen.
Ich mach jetzt keine Rechnereien von wegen 7’065 Stimmberechtigten und zirka 2’000 brieflichen Eingängen und 35.4% Stimmbeteiligung. Und über die Rentabilität muss ich zum Glück keine Abrechnung machen, weil wir ja gratis dasassen. Aber wenn auf den Gemeinden noch mehr Nasen als Auswechselspieler tagelang in der Nase bohren, dann geht mir finanziell eine 500W Leuchte auf. Und leider keine von der Sorte Öko-Stromspar-Umweltfuzzi.
-kili
Ich war am Sonntag ganz erstaunt wie viele Rentner Ehepaare an der Eröffnung des neuen Coop-Zentrums anwesend waren. Ich mein, an einem Sonntag geht man doch traditionellerweise vor allem zBredig und nicht ins neue grosse Shoppingcenter das den kleinen Dorflädelis den Garaus macht. Aber wenn der Jodlerklub zwischen Bier- und Katzenfuttergestell singt ist das anscheinend schon Tradition genug. Damit nicht mehr so arme unfreiwillige die Urne am Wochenende hüten müssten wäre es wohl ausreichend wenn der Gemeinde-Briefkasten bei jedem Couvert-Einwurf einen Jodel-Jauchzer von sich geben würde.