ubs – they did it again….

Werte Leser

Ich bin mir bewusst, dass dieser Blog nicht zu einem Politforum verkommen soll. Trotzdem möchte ich meinem Ärger über das Vorgehen der UBS etwas Luft machen: Sie will trotz des schlechten Wirtschaftsjahres 2008 und der dadurch nötigen Staatsunterstützung Boni (resp. variable Lohnelemente) im Gesamtwert von ca. 2 Mia. Franken auszahlen. Für mich stellt sich hier das Problem, dass legal nicht legitim bedeutet – und umgekehrt.

Von aussen betrachtet – und das tue ich als Steuerzahler – sehe ich:
– die UBS als EINE Firma,
– eine Bank, welche Staatshilfe anforderte um zu überleben (ganz egal, ob sie dieses Geld brauchen wird oder nicht),
– ein Unternehmen, welches hauptsächlich in einem Arbeitsgebiet Riesneverluste eingefahren hat,
– immer wiederkehrende, durch ihre Wiederholung aber nicht stärker werdende Argumentationen.
– eine Firma, welche keinen wie sonst üblichen, festgeschriebenen 13.Monatslohn kennt.

Kurzer Blick weg von der UBS:
– Ein Unternehmen XY muss den Betrieb aufgrund von Insolvenz einstellen: Haben die Mitarbeiter deswegen schlecht gearbeitet?
– Ein Unternehmen AB stellt Antrag auf Kurzarbeit: War es die mangelnde Qualität der Arbeitnehmer?
– Ein Unternehmen QW gerät in die roten Zahlen, obwohl die Küche hervorragende Arbeit leistet. Sind die Köche besser? Werden nur sie nicht gefeuert?
– Ein Unternehmen SZ gerät in die roten Zahlen. Kriegen jetzt trotzdem alle einen beträchtlichen Zustupf?
Kein einziges dieser Unternehmen hätte je eine Chance auf staatliche Hilfe in den Rahmen, wie sie die UBS erhalten hat: Überlebens-“Garantie”. Sind diese Firmen also schlechter als die UBS? Die Mitarbeiter Menschen tieferen Niveaus? Mit weniger Rechten und Pflichten?

Egal wieviel die UBS dem einzelnen Mitarbeiter auszahlen wird, erachte ich diese Angelegenheit als hochproblematisch: Legal, aber nicht legitim. Dabei ist es meines Erachtens leider unerheblich, wieviel ein Mitarbeiter verdient und wie hoch der Bonus sein wird. Folgende Argumente ziehen daher bei mir nicht:
– “Gewohnheitsrecht.” – So weit so gut, nur kann nichts verteilt werden, wenn nichts da ist.
– “Entschädigung entspricht einem 13.Monatslohn.” – Dies ist aus zwei Gründen interessant. Erstens wird man meist für einen Schaden entschädigt, nicht für Arbeit. Andererseits gibt es keinen vertraglich festgehaltenen 13.Monatslohn. Dies ist m.E. das Problem der UBS, nicht des Staates.
– “Nur so können wir den Abgang der Leute vermeiden.” – Und wo wollen diese hin? Ein ähnlich “blödes” Argument war jenes mit den “höchsten Löhnen für die besten Mitarbeiter”. Nun, mitunter diese besten und daher bestbezahlten Leute führten die UBS an den Abgrund…

Bevor ich nun auf offener Strasse erschossen werde: Die Mitarbeiter, letztlich auch die Investmentbanker (was ich allerdings nur sehr ungern zugebe!), haben ihre Arbeit zum gegebenen Zeitpunkt bestmöglich, d.h. unter einer Vielzahl von Einflüssen und Bedingungen kalibrierend, erledigt. Da habe ich kein Problem. Dass aber “Erfolgsprämien” ausbezahlt werden, wenn nicht zum Auszahlen da ist, geht mir brutal gegen den Strich!

Und nun schiesst! 😉

5 thoughts on “ubs – they did it again….

  1. Ich verstehe alle sich grün-blau-orange ärgernde Steuerzahler.

    Aber. Wenn ich bei der UBS als Finanzberater für irgendwelche Privatkunden arbeite (oder Broker oder was weiss ich) und trotz aktueller Situation im letzten Jahr in diesem Arbeitsgebiet einen Gewinn mitverschulde (auch wenn der in der Gesamtbilanz des Ladens verdampft), so habe ich gut bis überdurchschnittlich sehr gut gearbeitet (immer relativ zur aktuellen Situation) und mir so meinen Bonus definitiv verdient. Auch wenn der Rest des Ladens bachab geht, wofür ich ja dann auch nichts kann. Und wenn ich den hier nicht kriege, kriege ich sicher anderswo einen Job wo meine Leistung entsprechend honoriert wird. (Weil, ich habe ja verdammt gut gearbeitet.)

    Aber wie gesagt. Die Wahrnehmung ist halt “UBS”. Ist wohl ein Weltkonzernproblem…

    1. Und nur, damit ich jetzt nicht gehauen werde:
      Wenn natürlich auch die grossen Sündenböcke Boni erhalten, kriege auch ich einen sehr dicken Hals.

  2. Wie gesagt, ich bin nicht ganz Deiner Meinung.

    Erstens ist eine (1) Bude für ein Gesamtergebnis verantwortlich, nicht für verschiedene Einzelresultate. Ein Beispiel: Die Firma s. mit Hauptsitz in G. steht nach einem schlechten Jahresschluss 2008 vor einem gemäss Prognosen noch schlechteren Jahr. Dieses Resultat entstand trotz einem Kundenwachstum von ca. 6%. Die direkt daran arbeitenden Mitarbeiter, die F., hätten – wenn ich Dich richtig verstehe – einen Anspruch auf einen Bonus, nicht aber auf einen nun diskutierten Lohnfreeze resp. eine -reduktion?! Da es aber die ganze Firma betrifft, gilt der Sparkurs möglicherweise auch für die F.

    Zweitens bin ich nicht überzeugt, dass der selbe Job anderswo besser bezahlt würde. Grundsätzlich, aber auch im Bankenbusiness sehe ich das nicht mehr so rosig.

    Drittens gilt für mich die von mir vertretene Position für alle Hierarchiestufen. Ich bin mir bewusst, dass nicht alle 20 Mio. CHF heimbringen. Trotzdem haben bisher die Firmen die grössten Erfolge gefeiert, welche die MA nicht (alleine) übers Geld an die Firma gebunden haben. Sprich: Geht’s rauf, verdienen alle, geht’s runter, “büssen” alle – eine Solidargemeinschaft.

    Und viertens – ich weiss, es ist eine Wiederholung – gibt’s nichts zu verteilen, wenn nichts da ist. Wenn ich mein Privatkonto um CHF6000 überziehe, zahle ich meiner Partnerin nicht noch einen Bonus, da sie einigermassen sparsam war; sondern ich gebe ganz einfach nix mehr aus. Dies gilt erst recht, wenn mir jemand mit seinem Geld hilft, dass ich die ersten Probleme loswerde, obwohl ich mir damit ein zweites einbrocke.

    Nein, ich glaube, dass das Finanzsystem krank ist. Und wenn ein Herr K. (CS) sagt, dass es die variablen Lohnanteile brauche, damit keine Posten verloren gehen, seine Bank derweilen aber ca. 5000 Stellen streicht, bestätigt dies nur meine Meinung.

    Willkommen in der Marktwirtschaft!

    1. Ja. Nein. Doch. Also:

      Fiktives Beispiel: Die Firma Kohle und Wein (KuW) verkauft Kohle und Wein. Die Abteilung Wein setzt strategisch auf Weine aus Konzentrat, weil’s so unglaublich billig zu importieren ist. Nachdem nun das Lager an “Normalweinen” abgebaut ist, kauft keine Sau mehr gepanschten Mist. Das Lager verfault, der Einkauf dreier Jahre muss abgeschrieben werden und noch neuer Wein gekauft werden.

      Die Abteilung Kohle hat währenddessen gearbeitet wie immer, der zwei letzten kalten Winter wegen sogar noch etwas besser. Reicht natürlich nicht, um den Abschreiber abzufangen. Und jetzt gehst du hin und sagst den Kohlejungs: “Sorry, keine Grati heuer. Ihr habt zwar fast 50% mehr Gewinn gemacht, aber die Weinjungs haben’s verbockt.” – Da möchte ich dabei sein, wenn du das denen klar machst.

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